Am ersten Mai 2015 wäre Hans Rehn 125 jahre alt geworden
Diese Geburtstagsfeier hätte dem Jubilar auch gefallen. Seine Gäste erschienen zahlreich, gratulierten voller Dankbarkeit, würdigten sein Vermächtnis mit großem Respekt und brachten gute Laune mit.
Ausgerichtet hatte die Feier die Hans-Rehn-Stiftung, federführend Herr Dr. Ulrich Neth, geschäftsführendes Vorstandsmitglied, der als Gastgeber alle Anwesenden herzlich begrüßte und das Gedenken an Hans Rehn und an seinen Stiftungsauftrag mit einer gelungenen Ansprache wachrief:
„… Zupackend ergriffen OB Klett und der versierte Stadtdirektor Roth die Initiative. Zwei Jahre später hatte man die Hans-Rehn-Stiftung ins Leben gerufen, die als Sachwalterin die Treue zu Hans Rehn wahren sollte. Weitere sechs Jahre einer umfassenden und erfolgreichen Planung gingen ins Land, bis der damalige Erste Bürgermeister Dr. Thieringer das Stift feierlich einweihte … Dieter Rilling … setzte sich nicht nur in allen Phasen für das Projekt „Hans-Rehn-Stiftung“ ein, ihm ist auch zu verdanken, dass ein – für ein neues Pflegeheim – angemessener, moderner Baustil verwirklicht werden konnte. … wie ein roter Faden zieht sich die Verbindung zwischen Stadt, Stift und Stiftung auch durch die weitere Geschichte; so – unter maßgeblicher Mitwirkung unseres Vorstandsmitglieds Dr. Heinz Muschel bei der Übertragung des Stifts in die Hand der Stadt im Jahr 2006 – … im alltäglichen guten Zusammenwirken der Stiftung mit der Stadt, hier insbesondere vertreten durch die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer, und vor allem in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsführerin Sabine Bergmann-Dietz des Eigenbetriebes „Leben und Wohnen“ oder umgekehrt … “
Da Dr. Ulrich Neth dem Jubilar nie persönlich begegnet war, musste er bei den Ausführungen zu dessen Person auf Berichte aus zweiter Hand zurückgreifen. Als äußerst interessante und ergiebige Quelle hob der Festredner die Biografie „Hans Rehn, Maßstäbe für die Zukunft, Leben – Stiftung – Stift“ hervor. Das Werk entstand unter der Ägide von Dr. Rolf Thieringer, der den Autor Wolfgang Kress bei seinem Quellenstudium und darüber hinaus unterstützte.
Trotz aller – dem Anlass angemessenen – Ernsthaftigkeit erntete Dr. Ulrich Neth dank seines kurzweiligen Vortrages auch einige Lacher. Vor allem, als er sich darüber wunderte, dass ihm die Hauswirtschaft des Hans Rehn Stiftes für diese Feier eine Rechnung über stattliche 120 Flaschen Wein, mit der Bitte, dieselbe zu begleichen, habe zukommen lassen. Er nahm zurecht an, dass hier über die Geburtstagsfeier hinaus geplant wurde. Als er die Bühne für die Gastrednerin Isabel Fezer verließ, dankte ihm die Geburtstagsgesellschaft mit reichlich Applaus.
Die Sozialbürgermeisterin der Landeshauptstadt stand ihrem Vorredner in keiner Weise nach. Sie zeichnete in ihrer Ansprache ein so lebendiges Bild des Stifters, dass eine Bewohnerin sich erkundigte, ob er denn noch lebe. Wenn die Festrednerin dies auch verneinen musste, so sprach sie doch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das höchste Kompliment aus mit ihrer Vermutung, dass der menschliche Körper dies biblische Alter im Gegensatz zu der sehr guten Versorgung im Hans Rehn Stift wohl doch nicht zuließe.
Im Anschluss an die Festreden trat die Küche, unterstützt von Hauswirtschaft, Sozialdienst und Begegnungsstätte, sofort den zumindest kulinarischen Beweis an und servierte frischen Erdbeerkuchen mit reichlich Schlagsahne und Kaffee. Unter dem eifrigen Klappern der Kaffeelöffel und Kuchengabeln betrat Cornelia Lanz die Bühne. Die Mezzosopranistin umgarnte ihr Publikum mit einer Extraportion vokaler Schmeicheleinheiten, demonstrierte sinnlichen Mezzoglanz und genuine Stimmschönheit. Als geborenes Bühnentier beherrschte Cornelia Lanz Saal und Publikum, charmierte und bezauberte. Ausgerechnet zu Carmens „L’amour est un oiseau rebelle“ zog sie mit viel Körpereinsatz Herrn Dr. Ulrich Neth zu einer spontanen Tanzeinlage aufs Parkett. Nach anfänglicher Irritation erfüllte der Überraschte seinen Part mit einer gelungenen Darstellung, kehrte aber sichtlich erleichtert zu seiner lachenden Ehefrau an den Tisch zurück. Die Künstlerin nahm es mit Humor, blieb ihrer Rolle als Carmen treu und betörte reihenweise andere Herren.
Eine vollkommene Verwandlung bot die Künstlerin, die am Flügel von Konstantin Servatius begleitet wurde, als sie den Kanon „Viel Glück und viel Segen“ anstimmte und ihr Publikum ohne viel Federlesens kräftig mithielt. Das Geburtstagsständchen galt Anna Galbas, die ihr 85. Wiegenfest feierte und die Glückwünsche strahlend entgegennahm. Als Jens Eckstein ihr Blumen überreichte, gestand sie charmant und sehr gerührt: „Ich habe schon gedacht, dass Sie mich vergessen haben.“ Darauf erhoben die Geburtstagsgäste ihre aus dem nun großen Vorrat gefüllten Gläser und stießen auf das Wohl von Anna Galbas an.
Die Sozialbürgermeisterin hat es in ihrem Grußwort schon richtig auf den Punkt gebracht, auch wenn Hans Rehn eher als sparsam, ja, als fast geizig bekannt war, so besaß er genauso eine Großzügigkeit, die weit über das normale Maß hinausging.
„Weil sein Prokurist Eduard Kober, seit 1927 bei der Firma, mit Frau und vier Kindern nach dem Krieg ausgebombt in einer kleinen Behelfswohnung in Rohr wohnen musste, baute Hans Rehn ihm ein Haus in Sillenbuch. Rehn war ein treuer Freund voll selbstloser Hilfsbereitschaft und bekannt für seine Bereitschaft, jederzeit und überall nach Kräften zu helfen.“ (Zitat aus der Biografie Hans Rehns von Wolfgang Kress, Seite 40)
Galt seine Großzügigkeit und Fürsorge damals einem einzelnen Mitarbeiter, so hat er mit dem Stiftungsvermögen vielen Menschen eine neue Heimat, ein neues Zuhause gegeben. Und so wenig er bei dem Eigenheim seines Mitarbeiters sparte, so wenig sparte er an der Ausstattung der Hans-Rehn-Stiftung. 1977 bei der Eröffnung galt diese innovative Einrichtung als Flaggschiff der Stuttgarter Altenwohnanlagen. Ohne die Großzügigkeit Hans Rehns wäre das nie möglich gewesen.
Wie jedes Fest ging auch dieses zu Ende, und nacheinander machten sich alle auf den Heimweg. Natürlich nicht ohne sich für diese Feier zu bedanken und allen Verantwortlichen und Helfern ein großes Lob auszusprechen. Dr. Rolf Thieringer empfahl sich wie immer mit dem warmherzigen Wunsch: „Gott mit Ihnen“, dem ich mich an dieser Stelle einfach anschließe.
Autorin: Stephanie Kany, Geburtstagsfeier für einen grosszügigen Stifter, Rehn-Magazin, 3-15, S. 28-30